Multiprofessionelle Teams in Ganztagsschulen

 
Das Projekt "Multiprofessionelle Teams in Ganztagsschulen" ist eine strategische Partnerschaft von gss Schulpartner, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend & Familie, der Steirischen Wirtschaftsgesellschaft, dem Baldergymnasiet und Föreningen Urkraft. Ursprünglich geplant als Kurzprojekt mit intensivem Fach- und Erfahrungsaustausch zwischen den drei Ländern Deutschland, Österreich und Schweden, wurden daraus pandemiebedingt zweieinhalb Jahre (2019-2022).
 

 

 

STECKBRIEF

Für das Projekt "Multiprofessionelle Teams in Ganztagsschulen" (MultiPRO) haben fünf Partner aus Deutschland, Österreich und Schweden einen Rahmen geschaffen, um sich über bestehende Strukturen, aktuelle Entwicklungen und neue Herausforderungen zur Gestaltung von Ganztagsschulen auszutauschen. Die Projektpartner haben sich mit bestehenden Formen der multiprofessionellen Zusammenarbeit in Schulen auseinandergesetzt.
 
Wir sind davon überzeugt, dass multiprofessionelle Teams in Schulen die Voraussetzungen für den Aufbau stabiler und nachhaltiger Lehr- und Lernbeziehungen zu den Schüler*innen schaffen. Lehrer*innen entwickeln sich mehr zu Lernbegleitern, die in multiprofessionellen Teams unterstützt und entlastet werden.
 
MultiPRO hat versucht, eine Bestandsaufnahme der Multiprofessionalität in Ganztagsschulen in Berlin, Graz und Skelleftea zu machen. Dabei haben wir uns auf drei Aspekte konzentriert:
  • Strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen,
  • Erfolgsfaktoren und Herausforderungen,
  • Professionelles Rollenverständnis und multiprofessionelle Teamentwicklung.
 
Wir wollten Möglichkeiten zur multiprofessionellen Teamentwicklung in Schulen durch verbesserte Kommunikation, Kooperation und Koordination zwischen den pädagogischen Berufen erkunden und mögliche Prozesse identifizieren. Aufgrund der Pandemie fand der Großteil der Projektarbeit (ander als geplant) in regionalen Arbeitsgruppen und transnationalen Online-Arbeitsgruppen statt. Dabei gingen wir dann folgenden Fragen nach:
  1. Was ist für eine multiprofessionelle Zusammenarbeit erforderlich?
  2. Was behindert die multiprofessionelle Zusammenarbeit?
  3. Was sind die Vorteile der multiprofessionellen Zusammenarbeit?
 
Unsere Bestandsaufnahme (Stichprobenerhebung bei pädagogischem Personal in Berlin, Skelleftea und Graz), die ausgetauschten Erfolgsfaktoren und Herausforderungen sowie die Praxisbeispiele aus Deutschland, Österreich und Schweden können Impulse für eine gelingende multiprofessionelle Zusammenarbeit in Ganztagsschulen geben. Leider sind unsere Ergebnisse aufgrund der Pandemie nicht vollständig. Dennoch gehen wir davon aus, dass unsere Projektergebnisse Anreize und Ideen für die Weiterentwicklung von Multiprofessionalität in Schulen liefern können. Die Entwicklung konkreter Handlungsoptionen oder neuer Methoden, Instrumente und Qualifizierungskonzepte für die multiprofessionelle Teamentwicklung in Ganztagsschulen könnte Gegenstand eines neuen Innovationsprojektes sein, um diese relevanten Fragen zu vertiefen.
 

 

 

ERGEBNISSE

Wir haben ein Raster für eine Bestandsaufnahme in den drei Ländern entwickelt, das die folgenden Kategorien umfasste:
  • Rechtliche Rahmenbedingungen
  • Pädagogische Ansätze
  • Multiprofessionalität
  • Ressourcen (Zeit, Geld, Raum)
  • Verwaltung - Führung - Management 
  • Bedingungen für das Personal.
 
Auf dieser Grundlage haben wir einen Fragebogen entworfen, den wir in einer Online-Test-Version verwendet haben. Dazu wurden Kolleg*innen aus den beteiligten Einrichtungen und lokalen Kooperationspartnern bzw. Schulen zur Erprobung und gleichzeitigen (nicht repräsentativen) ersten Bestandsaufnahme eingeladen.
 
In regionalen Arbeitsgruppen und transnationalen Online-Gruppen sind wir den folgenden Fragen weiter nachgegangen:
  • Was ist für die multiprofessionelle Zusammenarbeit erforderlich?
  • Was behindert die multiprofessionelle Zusammenarbeit?
  • Was sind die Vorteile der multiprofessionellen Zusammenarbeit?
 
Was ist erforderlich?
  • Das Management (Schulleitung, Träger etc.) ist beteiligt und engagiert
  • Integriertes Management: Einbindung aller Professionen in das Management
  • Gemeinsame Ziele und kooperatives Denken auf allen Ebenen (vom Management > Praktiker)
  • Klares Bild vom eigenen Beruf, Möglichkeiten und Aufgaben
  • Wissen über die Angebote der verschiedenen Professionen (sie auch im Detail kennen): Wer ist wer + Zuständigkeiten - Organigramm
  • Klare Definition von Arbeitsbereichen, Vorgehensweisen & deren Grenzen
  • Unterstützung & Qualitätsmanagement in den verschiedenen Organisationen
  • Fokus auf das Kind / Schülerorientierung / das Kind in den Mittelpunkt stellen
  • Case Management mit allen beteiligten Professionen
  • Jour Fixe = Zeit und Raum für regelmäßige Treffen aller Professionen
  • Gemeinsame Fort-/Weiterbildung für alle Professionen
  • Klare Kommunikation, fachliche Vernetzung
  • Mehr Personal, Zeit und Ressourcen
 
Was ist hinderlich?
  • Persönliche Ängste und Ablehnung gegenüber anderen Berufen
  • Fehlendes gegenseitiges Verständnis / fehlender gegenseitiger Respekt für alle Berufe
  • Zu wenig Wissen über die verschiedenen Systeme und Strukturen auf allen Ebenen
  • Zu wenig Professionalität
  • Unklare Vorstellungen von den Schnittstellen und Übergängen der verschiedenen Unterstützungssysteme
  • Unzureichende gesetzliche Regelungen
  • Fehlende gemeinsame Werte, fehlende Einbindung des Managements, fehlende Kommunikation (oder schlechte Kommunikation) oder fehlende Zeit
  • Wirtschaftliche Probleme
  • Datenschutzbestimmungen
  • unterschiedliche Arbeitsbedingungen der verschiedenen Professionen am gleichen Arbeitsort
 
Vorteile?
  • Fokus auf das Kind
  • "Easy going" - Fokussierung auf das Ziel
  • Beste Ergebnisse für die Schüler*innen: weniger Schulabbrüche = mehr Schüler*innen beenden die Schule erfolgreich
  • Bessere Bildung und ganzheitliche Perspektive
  • Zufriedenstellende Arbeit für die pädagogischen Fachkräfte
  • Effizienter Einsatz von persönlichen und finanziellen Ressourcen
  • Vernetzung/Wirkung in die Nachbarschaft, das Schulumfeld bzw. den sozialen Raum
  • Funktionierendes soziales Netzwerk
  • Angenhemes Arbeitsumfeld für Lehrer*innen und Schüler*innen
  • Professionalität, allgemeiner Kompetenzzuwachs und Gesundheit
 
Wir konnten das Modell für Co-Co-Co (Kommunikation - Kooperation - Koordination) mit unseren Teilergebnissen verknüpfen. Es beschreibt in Stufen mit zunehmender Intensität die Möglichkeitend der multiprofessionellen Zusammenarbeit.
  • Stufe 1 (Kommunikation): Informationsaustausch und Ausloten von Möglichkeiten der Kooperation und Koordination.
  • 2. Stufe (Kooperation): zwischen den Partnern innerhalb bestehender Strukturen (Schule + externe Partner). Diese Zusammenarbeit kann weitgehend informell sein und auf einer Vereinbarung beruhen, bei der die Entscheidungsbefugnis bei jedem Partner liegt.
  • 3. Stufe (Koordinierung): Diese erfordert (wahrscheinlich) eine Koordinierungsstruktur mit operativen Befugnissen und Finanzmitteln (und möglicherweise einen Vertrag oder ein rechtliches Mandat).
 

 

PARTNER

gss Schulpartner / DE
Wir entwickeln gemeinsam mit Schulen Gestaltungskonzepte für eine zeitgemäße Bildung und Erziehung am Lebens- und Lernort Schule, damit Kinder und Jugendliche hier ihre Fähigkeiten entdecken, erproben und entfalten können. Unser Ziel ist es, die Chance auf Bildung und individuelle Entwicklung für alle Schüler und Schülerinnen umzusetzen. Dabei stehen wir Schulen als verlässlicher Partner mit einem multiprofessionellen Team zur Seite.
 
Senatsverwaltung für Bildung, Familie und Jugend - Regionale Schulaufsicht Mitte / DE
Die Schulaufsicht Mitte ist die regionale Außenstelle der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Sie ist Dienst- und Fachaufsicht für 35 Grundschulen, 9 Sekundarschulen, 6 Gymnasien und 4 Förderzentren im Bezirk Mitte mit ca. 3000 Lehrer*innen und 30.000 Schüler*innen. Zu den Aufgaben der Regionalen Schulaufsicht gehört die Schul- und Qualitätsentwicklung, Personalentwicklung, Umsetzung der didaktischen und pädagogischen Richtlinien, Konflikt- und Krisenmanagement sowie „networking“ für Schulen und außerschulische Partner.
 
Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft / AT
Bildung und Wirtschaft ist das Kernthema der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft. Wir sind ein gemeinnütziger, Non-Profit Verein. Seminare für Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge und Studierende und Erwachsene zählen ebenso zu unseren Angeboten, wie regionale, nationale und europäische Projekte an den Schnittstellen und Berührungspunkten zwischen Bildung und Wirtschaft.
 
Baldergymnasiet / SE
Das Balder Gymnasium ist in der Region Skelleftea. Spezielle Bildungsprogramme zur Unterstützung der Schüler*innen, wie z.B. Sprachförderung von Migranten, Berufsorientierung, Bildungsförderung sowie Lernförderung. Das multiprofessionelle pädagogische Team besteht aus Lehrer*innen, Sonderpädagog*innen, Studien- und Bildungsberater*innen, Schulkrankenschwestern und studentischen Hilfskräften. Es bietet den Schüler*innen gute Voraussetzungen für ihr Lernen und ihre Entwicklung.  
 
Föreningen Urkraft / SE
Urkraft ist ein Sozialunternehmen, das Berufsorientierung an Schulen, spezielle Bildungsangebote für Schulabbrecher und Bildungsbegleitung, Beratung und Unterstützung für Menschen mit neuropsychiatrischen Behinderungen anbietet. 15 Mitarbeiter*innen und bis zu 15 Ehrenamtliche erreichen pro jahr ca. 250 Lernende in den verschiedenen Angeboten. Ein wichtiger Aspekt ist die Zusammenarbeit in europäischen Projekten, um die eigenen Methoden und die Zusammenarbeit mit Schulen, Behörden und Bildungsorganisationen weiterzuentwickeln.
 

DOWNLOAD

Project Summary (EN): Kurzzusammenfassung, Ergebnisse und Praxisbeispiele aus Österreich, Schweden und Deutschland (PDF)

Fragebogen (EN): Erfassung, Vergleich und Kommentierung wesentlicher Elemente für die Effektivität multiprofessioneller Teams in Ganztagsschulen (PDF)

Bestandsaufnahme (EN): Nicht-repräsentative Stichprobe bei pädagogischen Personal in Berlin, Skelleftea und Graz (Ergebnisse der Online-Befragung)(PDF)